Auch heute noch haben einige Menschen die Annahme, dass in einem gemeinnützigen Verein nur ehrenamtliche Mitarbeiter*innen arbeiten – ohne Vergütung.
Jede Spende soll daher bitte ohne Umwege direkt in die eigentliche Mission des Vereins investiert werden. Sei es das Hundefutter im Tierheim, der Brunnen in Afrika oder, wie in unserem Fall, die Kosten für ein CleanUp an deutschen Gewässern.
Und wir wünschen uns von Herzen, dass es so einfach wäre!
Doch in der Realität sieht es anders aus. In einem Verein fällt genauso viel Arbeit an wie in einem regulären Unternehmen. Deutlich mehr, als ein ehrenamtliches Team jemals effektiv schaffen könnte. Denn auch wenn viele großartige Menschen in Deutschland neben ihrem Hauptberuf ein Ehrenamt bestreiten, haben nur sehr wenige Personen wirklich viel Zeit dafür. Stell dir mal vor, die Kolleg*innen in deinem Unternehmen wären nur nach Feierabend oder am Wochenende verfügbar oder könnten sich nur während ihres Urlaubs wirklich einbringen – wie erfolgreich wäre dann dein Unternehmen?
Und auch in einem gemeinnützigen Verein fällt anspruchsvolle Arbeit an, die nicht von jeder beliebigen Person erledigt werden kann. Auch wir brauchen kompetente Personen in der Projektleitung, Buchhaltung, Pädagogik, Kunst und im Eventmanagement, um gute Arbeit zu leisten. Und wer gut in etwas ist, sollte dafür angemessen bezahlt werden. Das Problem ist nur: Mit welchem Geld?
Wie viele andere Vereine finanziert sich das Clean River Project fast ausschließlich über projektbezogene Förderungen. Das heißt: Sobald ein Projekt läuft, erhalten wir Geld für Material, relevante Personal- und Reisekosten oder Dienstleistungen.
Doch es braucht viel Vorbereitungszeit, bevor ein Projekt losgehen kann: Wir müssen eine Projektidee entwickeln, Anträge für Fördergelder schreiben, Kooperationspartner recherchieren, Veranstaltungsorte und Dienstleister finden, Teilnehmende akquirieren, die Medien informieren und vieles mehr. Der Einstieg ins Kanu, das gemeinsame Müllsammeln oder die Zeit in Workshops (in kurz: Der öffentliche und besonders spaßige Teil unserer Projekte) ist nur die Spitze des Eisbergs, 80-90 % der Arbeit fallen vorher an – und gute Arbeit verdient Bezahlung.
Leider haben wir nicht unendlich Zeit, um die finanziellen Mittel dafür zu sammeln. Gerade im Umwelt- und Naturschutz müssen wir jetzt aktiv werden. Die Erde braucht uns heute, morgen und auch danach jeden Tag, nicht nur am Wochenende oder zwei Stunden am Abend.
Diese Grundlagenarbeit wird nicht über den Staat finanziert und es gibt nur wenig Fördertöpfe von Stiftungen dafür. Als gemeinnütziger Verein können wir diese Kosten also nur über Spenden und Fördermitgliedschaften decken. Aber: Für diese Kosten interessiert sich kaum jemand – im Vergleich zu handfesten Projekten sind sie vielen Spender*innen einfach zu langweilig! Das ist ein großes Problem für uns.
“Was passiert mit meiner Spende, wenn ihr sie nicht für ein konkretes Projekt einsetzt?“ Wir werfen sie weder in den Müll, noch wandert sie in die Finanzierung eines neuen Ferraris für den Vorstand. Das versprechen wir dir hoch und heilig.
Auch schummeln wir nicht und versuchen, irrelevante Ausgaben unter den Deckmantel eines Projektes zu schieben.
Auf unserer Transparenzseite findest du stets eine Auflistung über unser Einkommen, wie wir diese Mittel verwenden und wie unsere Vermögensverhältnisse aussehen. Nicht wundern: Wie auch bei Unternehmen im Handelsregister, veröffentlichen wir nur abgeschlossene Prozesse, daher sind die neuesten Zahlen meist ein paar Monate alt.
Okay, okay, okay… wir wissen, dass es sich unfassbar viel besser anfühlt, für etwas Greifbares zu spenden. Die 1.000-Liter-Flussmüll-Spende fühlt sich um Längen besser und sinnvoller an als die Halbe-Monatsmiete-Vereinsbüro-Spende. Verstehen wir.
Aber lass uns für einen Moment gemeinsam der Realität ins Auge blicken: Es kann nicht immer der impulsive Griff zur sexy Schokotorte sein. Auch ein schnöder Gemüseauflauf macht uns glücklich und ist so viel besser für uns. Genauso ist es mit Spenden für Langweiliges – wir versprechen dir, sie tun dir und uns gut!
Du darfst dich gut fühlen, weil du eine vernünftige und gute Tat vollbracht hast und für den langweiligen, aber sinnvollen Teil unserer Arbeit spendest.
Und wir dürfen ein bisschen aufatmen und uns etwas weniger Sorgen um die Zukunft machen – denn solange es Spender*innen wie dich gibt, bleibt unser Büro im Winter hell und warm und wir schaffen es ohne Frostbeulen bis zur nächsten Projektförderung.